Fiat, Industrie, Juventus - und basta! Das ist Turin. Behaupten jedenfalls die, die noch nie da waren. Dabei ist die Hauptstadt des Piemont (914 000 Ew.) viel mehr: von den Römern angelegt und von den Savoyern zur barocken Residenzstadt von besonderem Glanz ausgebaut, eine Stadt mit 18 km Arkadengängen und gemütlichen Kaffeehäusern, die Hauptstadt sowohl des Übersinnlichen und Magischen als auch alles Süßen und Schokoladenen. Eine Stadt mit vielen Gesichtern; und eine, der man ruhig etwas Zeit widmen sollte.
Besichtigungen
Dom S. Giovanni Battista
Hinter dem Palazzo Reale versteckt, von bescheidener Höhe, schmucklosem Äußerem und nüchterner Innenausstattung, entspricht der Turiner Renaissancedom (15. Jh.) nicht dem Idealbild eines Domes. Dennoch strömen die Besucher. Denn hier wird im sicheren Schrein die Sacra Sindone aufbewahrt, das mutmaßliche Grabtuch Christi, eine der wertvollsten Reliquien der katholischen Kirche. Sie zeigt den Abdruck eines bärtigen Mannes und gelangte im 15. Jh. in den Besitz der Savoyer, die sie 1578 in ihre neue Hauptstadt Turin holten. Dort scheiterten zunächst mehrere Baumeister am Versuch, der Reliquie eine würdige Heimstatt zu schaffen. Erst Guarino Guarini errichtete mit der Cappella della Sacra Sindone (1668 - 1694) eine Kapelle, deren kühne Kuppelarchitektur alles bisher Dagewesene übertraf. Die ganz mit schwarzem Marmor ausgekleidete Kapelle bildet zudem eine direkte Verbindung zwischen Dom und Königlichem Palast und dokumentierte damit unübersehbar das Gottesgnadentum der savoyischen Herrschaft. Nach eben abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten brannte die Sacra Sindone 1997 restlos aus, das Grabtuch Christi konnte jedoch gerettet werden; es bleibt bis auf weiteres im Dom ausgestellt. Das heißt: Zu besichtigen ist eine Fotografie der Reliquie in natürlicher Größe. Das heilige Tuch selbst - Wissenschaftlern zufolge ist es frühestens im Mittelalter entstanden - wird in unregelmäßigen Abständen (das nächste Mal wohl nicht vor 2020) feierlich entfaltet. Mo - Sa 8.30 - 12 und 15.30 - 21 Uhr, P. S. Giovanni
Parcodel Valentino
Welches Vergnügen, der stickigen Stadtluft zu entrinnen und sich in einem der schönsten Stadtparks Italiens zu verlustieren! Der Parco del Valentino zieht sich zwischen Corso Vittorio Emanuele II und Corso Dante am Poufer entlang und fällt sanft zum Fluss hin ab. Wiesen wechseln sich mit Blumenrabatten, Alleen mit kleinen Wäldchen ab; ein botanischer Garten gehört ebenso dazu wie der große Springbrunnen Fontana delle Stagioni, das Borgo Medioevale (der Nachbau eines typischen piemontesischen Burgdorfes aus dem Mittelalter, Di - So 9 - 19 Uhr, 2,50 Euro) und das Castello del Valentino, eine Art französisches Lustschloss, erbaut von Vater und Sohn Castellamonte im 17. Jh. Hier sitzt heute die renommierte Architekturfakultät des Turiner Polytechnikums. Im Park amüsieren sich Inlineskater, Großmütter mit Kinderwagen und allerlei Hunde; man kann das Training der Ruderer auf dem Po verfolgen oder am Freitagabend eines der Tanzlokale für die reifere Generation aufsuchen. Und in lauen Sommernächten gibt es nichts Schöneres, als über die Parkwege zu flanieren und sich in der altmodischen Latteria Svizzera (März - Okt. tgl. 11 - 1 Uhr, Viale Cagni) zu einem Pepino - Eis niederzulassen.
P.Castello, P.Reale, P.del Duomo
Diese drei aufeinander folgenden Plätze und ihre Baudenkmäler bilden das Herz Turins: der mächtige Palazzo Madama, der Barockpalast der Savoyerin Madama Cristina (zzt. geschl.); der imposante Residenzpalast der Savoyer Palazzo Reale (Di-So 9-14 Uhr); die durch einen Großbrand beschädigte Cattedrale Giovanni Battista mit dem vermeintlichen Grabtuch Christi, das trotz stark umstrittener Authentizität die Gläubigen in Bann zieht.
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